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Auf Wunsch des Hörers Frostgeneral widmen wir uns heute dem Totengott Boron und der Frage, welche Kompetenzen ihm und seiner Geweihtenschaft außer dem Tod noch zuzuschreiben sind, wie diese umzusetzen sind und was es eigentlich mit der Kirchenspaltung und den Golgariten auf sich hat.
Wenn ihr Input zu den verbleibenden Göttern habt, würden wir uns über Kommentare unter „Kommende Folgen“ freuen!
und katholische priester sind auch komische menschen. 😀
Ich denke auch, dass die Boronkirche sehr menschennah ist, denn wenn jeder Borongeweihte ein kalter und realistischer Mensch wäre, würde niemand mit seinen Problemen zu ihm kommen. Da geht man lieber zur netten Traviageweihten, die ein offenes Ohr für die Probleme hat. Meiner Meinung nach können Borongeweihte auch sehr lebensbejahende Leute sein, denn sie beschäftigen sich mit den Menschen, die mit dem leben nicht klar kommen und helfen ihnen, das Leben wieder leben zu können. Wenn sie der Meinung wären, der Tod sei das beste am Leben, würden sie den Menschen nicht helfen, ihre probleme zu bewältigen, auch wenn es für das Seelenheil oder was auch immer dieser Leute wäre.
Vor allem denke ich, dass nicht nur Menschen zur Boronkirche gehen, die psychisch total am Boden zerstört sind, sonder aben auch die Leute mit Liebeskummer (gut, Liebeskummer vielleicht nicht, aber anderweitige Probleme, die wneiger „wichtig“ sind als Selbstmordgedanken oder so).
Ich denke, dass Borongeweihte Zuhörer sind. Sie schweigen, um zuzuhören. Praios schweigt nicht, er erzählt von Regeln und wie die Menschen sich verhalte sollen. Aber Boron hört zu und bricht dann erst das Schweigen. Die Geweihten hören einem zu und geben einem dann Rat, sie befassen sich mit dem Problem und sind eben nicht nur Wohltäter wie die Traviakirche oder Leute, die einem sagen, was man tun soll wie die Praioten. Sie reflektieren und denken nach, wie der einzelnen Person geholfen werden kann. Für dieses Nachdenken und das Ergründen, was Menschen helfen kann und auch einem selbst, ist die Meditation und das Schweigen da.
Gefühlskälte ist genau nicht das, was Borongeweihte zeigen sollte, weil dann macht es keinen Unterschied, ob man nun zu Boron betet oder zum Geweihten geht. Die Leute suchen Bestätigung und handfesten, praktischen Rat, nicht nur das klassische „bete und es wird dir besser gehen“, sondern konkrete Ratschläge, um das Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Wie gesagt, ich stimme eher Philipp zu, Florentin vertritt zu sehr das Bild des unnahbaren Geweihten, der sich mit dem Tod kleidet und nichts mit dem Leben zu tun haben will. So sehr ein Geweihter auch Boron anhängt, er ist immer noch ein Mensch, der seinen Dienst angetreten hat, um das Werk seines Gottes zu verrichten, nicht nur über ihn nachzudenken, denn das ist mMn die Aufgabe von Philosophen oder hochrangigen Geweihten.
Ansonsten ein guter Podcast, ihr habt euch nur sehr in der Diskussion verloren, nach der Hälfte aufzuhören, wäre besser gewesen, als immer Argumente zu wiederholen.
LG und weiter so
Loretta
ja mag sein dass das so logisch wäre, aber es kommt eben darauf an wie es gesetzt ist. gesetzt ist boron eben in erster linie als totengott. das kümmern um die kranken ist meiner meinung nach auch darin begründet dass sie nicht richtig leben also dem tod näher sind als normale menschen. und ich glaube sie werden sehr wohl mit harter hand geführt ähnlich wie es zB mit drogenabhänigen in asien und russland gemacht wird. in den dortigen entzugskliniken herrscht harter drill.klar gibt es immer verschiedene schattierungen, aber die gut zuredenden menschennahen sanften boronies sind da sicher nicht in der mehrheit zumind nicht in der offiziellen setzung. das kann man auch fast in allen publicationen sehen wo ein geweihter beschrieben ist.das vademecum wird da evtll neue prioritäten setzen das mag sein zur zeit ist es jedoch noch anders
Grüße. Erstmal Respekt und Glückwunsch zu einem sehr gelungenen Podcast, der mir wegen den unterschiedlichen Standpunkten sehr gefallen hat. Er ist zwar schwer für einen DSA-Laien zu verstehen, der keine Vorkenntnisse über den Gott Boron mitbringt, aber für mich als alten DSA Hasen (habe ’92 mit dem Spielen angefangen) war es gute Hörkost. 😉
Ich spreche den Namen übrigens wie der Herr Hauptmann aus. Bo|ron. Kurz und knapp.
Allerdings sehe ich dieses zugegeben schwierige Thema etwas anders, bzw. wäre etwas anders an die Sache herangegangen. Ohne das ich alle Publikationen zu dem Thema gelesen habe (wie z.B. den Roman Todesstille, usw), erlaube ich mir doch etwas konstruktive Kritik zu üben.
Ich fand es gut und richtig mal mit der Tür ins Haus zu fallen und direkt über „Realität vs. Vorurteil“ eine durchaus begründete Kritik zu üben. Aber…
Meiner Meinung nach orientiert sich das klassische Bild eines Borongeweihten des Puniner Ritus an der des katholischen Trappisten-Mönchs. Natürlich nicht 1:1, aber was die strengen Schweigeregeln angeht, bzw. die dahinter sich verbergende Askese. Gerade über den Ansatz des Verhaltenskodex der Boronkirche, die Rituale und die Zuständigkeit des Boronsgeweihten wäre ich an das sehr komplexe Thema herangegangen. Aber die mit der Tür ins Haus-Methode war auch nicht schlecht. Das gebe ich zu. Es… verwirrt nur im ersten Moment, weil es kommt ja sofort These und Antithese ohne entsprechende Einleitung. Aber man will ja auch sicherlich keinen fünfstündigen Vortrag über „Was ist ein Totengott und warum brauch man so etwas“ führen. Ich hätte vielleicht mit der allgemeinen Unnahbarkeit der Borongeweihtenschaft angefangen, aber ist ja auch Wurscht. Vielleicht hätte man aber wenigstens eingangs erwähnen sollen, dass jedes Kind in Aventurien (zumindest dem Teil, wo der Zwölfgötterglaube verbreitet ist) von kleinauf lernt, dass es als unglaubliche Unhöflichkeit, ja fast schon Frevel gilt, einen Borongeweihten anzusprechen, ehe dieser einen dazu das Signal, bzw. die Erlaubnis gibt (Kopfnicken, etc.).
Zu erklären ist der grundsätzlich schweigsame Charakter eines Borongeweihten mit der religiösen Überzeugung, dass das Schweigen der Urzustand der Welt ist. Vor Los und Sumus war nur Schweigen. Schwer nachzuvollziehen, ich weiß, aber Boron ist nun mal nicht nur der Gott des Todes, sondern auch der Gott des Schweigens, und von Geburt an stumme Menschen gelten vielerorts als „von Boron berührt“. Ob sie damit dem Gott auch „heilig“ sind, möchte ich jedem Spieler und Meister selbst überlassen. Aber ich finde, dieser sehr wichtige Aspekt Borons wurde ihn diesem Podcast etwas außer Acht gelassen. Genauso wie der Aspekt des Vergessens.
Sicherlich kann man auch einen einfühlsamen Borongeweihten spielen, der Mitgefühl für die Hinterbliebenen und am Geist erkrankten Menschen aufbringen kann, aber wir dürfen eine Sache nicht vergessen. Die meisten Geweihten des Puniner Ritus entsprechen eben NICHT diesem Ideal. Und warum nicht? Weil dieser Teil der Boronkirche zumindest auf der Führungsebene recht konservativ ist. Ein Geweihter wird sicherlich nicht zum Mitgefühl ermutigt, es wird ihm aber auch nicht verboten. Der Großteil dieser Menschen verbringt aber eben seine Zeit tatsächlich eher mit Grabpflege, Ritualüberwachung und Totenforschung (am geschlossenen Leib). Warum auch nicht? Der Tod ist in Aventurien allgegenwärtig, wird aber verständlicherweise auch abgelehnt und mißtrauisch beäugt. Von Aberglaube und Totenangst möchte ich erst gar nicht anfangen zu reden. Borongeweihte des Puniner Ritus sind vom Gedanken her erzogen worden, dass Boron über die Toten wacht und den Hinterbliebenen das seelige Vergessen schenkt, um einen Abschied zu ermöglichen. Denn nur wer den Abschied vollziehen kann, kann auch wieder mit etwas neuem beginnen. Daher ja auch das Symbol des zerbrochenen Rades, sonst würde sich ja alles auf ewig hinziehen.
Daher auch übrigens die Abscheu vor Untoten, die abgesehen von der Idee, dass auch der Körper eines Toten nicht entweiht werden darf (immerhin sammeln Borongeweihte auch nach einer Schlacht abgetrennte Gliedmaßen, usw. ein), ist ein untotes Wesen schon deswegen eine Beleidigung Borons, weil es nicht „endet“. Hier wird auf unnatürliche Weise etwas „verlängert“. Außerdem werden Untote ja der Erzdämonin Thargunitoth zugerechnet, also noch ein Grund für einen überzeugten Diener Borons für dessen Vernichtung einzutreten.
Natürlich muss nicht jeder Puniner-Borongeweihte eine notorisch humorlose Spaßbremse sein, der alles nur klinisch kühl und pathologisch präzise sieht. Fakt ist aber, dass die Anzahl der Diener Golgaris höher ist als die der Diener Bishdariels. Ein empathischer und aufgeschlossener Charakter passt meiner Meinung nach eher zu einem Diener Bishdariels, der auch eher dem Orden der Noioniten beitreten würde. Von deren Klöstern gibt es in der Tat nicht sehr viele, aber das heißt ja nicht, dass man einen Noioniten nicht auch außerhalb seiner Klostermauern antreffen könnte.
Wenn man hier jetzt die Frage stellt, warum dann aber Menschen überhaupt in die Boron-Tempel jenseits von Al’Anfa gehen sollten, wenn sie dort doch keine menschliche Fürsorge erfahren können, dann muss man sich bitte doch mal die Frage stellen, wie das Weltbild der meisten Bewohner Aventuriens (bzw. des Mittelreiches, usw.) aussieht. Der Boronkult wurde von den güldenländischen Einwanderern mitgebracht und gehört zum alltäglichen Leben. Trotzdem kämen sicherlich die wenigsten Menschen auf die Idee spontan einen Boronsacker zu besuchen, oder an einer Andacht im Tempel teilzunehmen. Warum? Weil der Tod die meisten Menschen nun mal ängstigt, bzw. nicht spurlos an ihnen vorbeigeht. Hier kommt aber auch wieder das Vergessen ins Spiel. Wenn einem Menschen etwas traumatisches widerfahren ist (es muss nicht mal zwangsweise der Tod sein), möchte man dies sicherlich gerne verarbeiten, um weitermachen zu können. Nicht alle schaffen das von sich aus, und hier setzt meines Erachtens dann tatsächlich die von Herrn Hauptmann angesprochene Fürsorge an, und man holt den Rat eines Borongeweihten ein, der einem dabei helfen soll, mit der Sache irgendwie abzuschließen. Aber nicht immer ist das dann mit Einfühlsamkeit, oder gar Freundlichkeit verbunden. Der Geweihte wird einem auf jeden Fall Zuhören (allein das kann ja schon für manche Menschen hilfreich sein). Aber ob oder welchen Rat er dann einem erteilen wird, das hängt sicherlich sehr von der Person des Meisters oder des Spielers ab. Manch einer wird einen ermutigen sich mit seinem Schicksal abzufinden, andere werden einem raten erstmal eine Pause zu machen, durchzuatmen und in Ruhe (!) über die Sache nachzudenken. Ich glaube überhaupt daran, dass ein glaubhafter Borongeweihter eine unglaubliche Ruhe ausstrahlen wird, die tief in seinem Glauben verankert ist. Ich meine damit aber nicht unbedingt Schicksalsergebenheit oder notorische Passivität. Aber auf jeden Fall Ruhe und Selbstkontrolle.
Wie schon im Podcast vollkommen richtig vermerkt wurde, ist das Thema Boron und seine Natur, bzw. die Natur seiner Geweihten sehr, sehr schwierig. Ich glaube schon, dass es genug Spielraum gibt, auch für einen Geweihten des Puniner Ritus, um nicht einfach nur dem humorlosen Klischee zu entsprechen, aber mit Sicherheit ist es eine sehr hohe Herausforderung, sowohl für den Spieler als auch für den Meister. Einfacher sieht es da mit der pragmatischen Natur des Al’Anfa Ritus aus. Eben wegen seiner eher weltverbundenen Natur und dem viel höheren Stellenwert des Rauschzustandes.
Ich möchte dabei betonen, dass ich nicht glaube, dass der Puniner Ritus gut und der Al’Anfa Ritus böse sei. Im Gegenteil. Ich glaube beide Kirchen haben extrem Dreck am Stecken, aber das ist ja letzten Endes bei jeder „Kirche“ so. Zumindest wenn man Kirche als große von Menschen organisierte Religionsgemeinschaft ansieht, die in irgendeiner Form Einfluss nimmt. In diesem Zusammenhang muss man in meinen Augen auch den kämpferischen Orden der Golgariten sehen. Bei seiner Gründung ging es nicht um Glaube, sondern um kircheninterne Machtpolitik, die Dank seiner schweigsamen Natur von Gott Boron als abgesegnet angesehen wird. Aber wer würde es schon wagen die obersten Kirchenvorsteher zu kritisieren?
Überhaupt finde ich, hier muss man das weniger kritisch im Bezug auf „Realität/Logik vs. feststehende Meinung über den Boronkult“, sondern vielmehr als Chance für ein gutes Abenteuer im Namen des schweigsamen Gottes sehen. Im Zuge der letzten Jahre im DSA Universums wandelt sich das Götterweltbild, bzw. das ihrer Vertreter auf Dere vom eher typischen (Low)Fantasy hin zu einem etwas düsteren „Dark Fantasy“. Aber warum auch nicht? Mir persönlich gefällt diese Entwicklung, auch wenn ich anfangs ganz schön schlucken musste was Orkensturm, Borbarads Rückkehr, usw. anging. Zu meiner Anfangszeit war Albernia noch ein Fürstentum und schon damals war ich erstaunt über die ein oder andere Wendung. Ich sag ja nur Kaiser Hals Geheimnis… Haua, Haua, Haua… 😉
Deswegen, weil DSA ja eben eine sehr dynamische und lebendige Welt ist, kann man sicherlich mehr in einem Borongeweihten sehen, als es das Regelwerk auf den ersten Blick hergibt. Aber zu glauben, dass die geistige Fürsorge im Vordergrund steht halte ich bei aller Liebe eben auch für des Guten zu viel… Man kann ja schweigsam und bedacht sein und trotzdem den Menschen das Gefühl von Halt geben. Für alles andere gibt es ja auch den Wein des Vergessens und ein paar bequeme Kissen in der Halle der Träume. Und vielleicht raucht man in Punin halt eher hinter verschlossenen Türen als in Al’Anfa, aber Fakt ist nun mal: Boron schweigt sich über alles aus. 😀
So, ich hoffe, ich konnte meinen Gedankengang so halbwegs verständlich machen. Ansonsten freue ich mich bereits jetzt über den nächsten Podcast und werde vielleicht auch dazu dann meinen Senf abgeben. Ich bin erst vor kurzem auf die Seite DSA Intime gestoßen und habe noch nicht alle bisherigen Podcasts gehört, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich schon bald Stammhörer sein werde. 🙂
Mit freundlichen Grüßen,
Thalian
Philipp:
Hallo Thalian, vielen Dank für diesen überaus weitgreifenden Beitrag. Gut das du dir die Mühe gemacht hast, so haben wir nochmal eine schlüssige Meinung mehr im Petto 😉
Und kommentier ruhig weiter! Und stört das nicht.
Salut, Philipp. Danke, dass Euch mein Beitrag gefallen hat. 😀 Ich werde sicherlich auch noch etwas zu den anderen Göttern schreiben, sobald mir etwas Zeit zur Verfügung steht.
In treuer Zuhörerschaft,
Thalian
Sehr schön formuliert. Hätte es nicht besser machen können. Es liest sich fast so, als wärest Du auch schon ähnlich lange in Aventurien unterwegs wie ich (bin seit dem Erscheinen der ersten DSA Box (1984) dabei). 🙂
Die Geweihten des Boron haben unter allen Geweihten auch insofern eine Sonderstellung, da es fast überall Tempel von Ihnen gibt und sie dennoch nie aktiv Werbung für ihre Kirche machen müssen. Es liegt daran, dass nicht jeder Praios verehren muss, nicht jeder muss auf die Gnade Rondras vertrauen, aber jeder stirbt! Jede Familie hat früher oder später einen Todesfall in der Familie und wird deswegen auf die Kirche zukommen … von ganz allein!
Ich hätte einen Vorschlag für eine neue Folge: Wie regelt ihr die Steigerung eures Charakters. 1 ZE pro AP? Nach gutem Gewissen? Oder habt ihr irgendeine gute Regelung?
Ein Vorschlag für kommende Podcasts:
Die Geschichte Aventuriens. Ich finde es spannend, wenn ihr mal die verschiedenen Jahre, so ihr überhaupt über das Wissen verfügt, Revue passieren lassen könnt. Besonders die Geschichte der letzten Jahre. Natürlich wäre das in gewisser Weise ein Spoiler-Cast, doch kann man sehr gut differenziert über die wichtigen Ereignisse seit dem ersten Ogerzug sprechen und wann diese stattgefunden haben. Bei so viel Intime Geschichte und Fakten kann man nämlich sehr schnell den Überblick verlieren.
Liebes DSA-Intime-Team,
ich bin erst seit kurzem ein begeisterter Hörer eures Podcasts – und habe inzwischen auch fast alle Folgen nachgeholt. Außerdem bin ich einer eurer leider erst 38-Flattr-Unterstützern – hoffe, dass das noch mehr werden.
Weil ich auf der Website keine KontaktE-E-Mail-Adresse gefunden habe, möchte euch auf diesem Wegen eines öffentlichen Kommentars erstens danken und zweitens zwei Themenanregungen geben:
1. Ich fände eine Folge über die Outime-Geschichte von DSA einmal sehr spannend – von den Anfängen in den 80ern in Düsseldorf (im Lexikon des Schwarzen Auges findet sich da einiges) über die Schmidt-Spiele-Pleite bis zur Übernahme durch Ulisses Spiele. Wie hat sich die Welt in dieser Zeit verändert, durch welche Einflüsse – von Zeitgeist bis zu jeweils aktuellen popkulturellen Werken? Wo gab es logische und auch sonstige Brüche?
2. Ich weiß nicht, ob ihr auch RPG-Spieler am PC seid – aber eine Folge über die bisher erschienenden DSA-Computerspiele fände ich auch spannend. Von der legendären Nordlandtrilogie bis aktuell zu Blackguards und den beiden DSA-Adventures Satinavs Ketten und Memoria.
Viele Grüße aus Frankfurt und weiter so, freue mich sehr auf die kommenden Folgen!
Stephan
Danke für die Ideen Stephan und, falls jemand das hier liest und sich fragt „ich hab auch keine E-Mail gefunden“, dem sei auch das ans Herz gelegt: dsaintime@googlemail.com
Noch eine ThemenIdee, auf die ich durch eine Duskussion im Ulisses-Forum gekommen bin:
Aventurien und die Genderfrage. Mit so fragen wie:
Warum sind Frauen und Männer in Aventurien einerseits im Schnitt gleich stark, groß und schwer – andererseits entsprechen die Illustrationen dann doch wieder dem irdischen Klischee?
Wie stehen verschiedene Völker Aventuriens zur Homosexualität? Und wie passen Konzepte wie völlige Gleichberechtigung der Geschlechter in eine insgesamt rückschrittliche mittelalterliche Welt?
Laut Setzung DSA 1-3 gilt eine grundsätzliche Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Das wurde mit dem Beschreibungen zu den Tulamidenlanden / Aranien in der gesellschaftlichen Stellung aufgelöst, für den Spieler galt aber immernoch eine Egalität. Das Gewicht und die Größe war schon damals nicht gleich zwischen Männern und Frauen.
Zu den Bildern kann man mMn sagen, dass sich die Publikationen nun mal eher an Männer richten und man glaubt denen schöne nackte Frauen präsentieren zu müssen (vgl Beta5-Regelwerk). Zu DSA3 konnte ein Mensch auch den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Elfen nicht sehen, solange sie eine Hose trugen, was allerdings schon damals im Wiederspruch mit der „Elfe des Monats“ stand. Heute scheint es darum zu gehen möglichst viele nackte Brüste in einer Publikation unter zu bringen 🙁
Homosexualität ist laut der letzten mir bekannten Setzung nur dort nicht gerne gesehen, wo Erben entstehen sollen. Die Travia-Kirche ist entsprechend wenig begeistert und auch im Rashtullah-Glauben wird dies abgelehnt.
Das Konzept passt gar nicht in die irdisch mittelalterliche Welt, aber es ist auch nur eine Setzung von Außen.
Danke für diese Podcast Folge. Eure Meinungen waren da echt sehr Aufschlußreich. Persönlich frage ich mich ja gerne warum egal um welches Thema es geht, Al’Anfa immer irgendiwe den kürzeren zieht mit allem auch mit der Kirche. Ich finde den Al’Anfaner Boronkult sehr interessant und für mich ist er da gerne eine Art des Praios-kults im Norden, nur mit einem anderen Gott an der Spitze. Da muss ich auch zugeben, finde ich den Puniner-Kult dem Al’Anfaner-Kult auch nicht überlegen oder reiner oder besser. Eher mir wie die Katholiken und die Protestatnten im 17Jrd.
Vielen Dank für diesen interessanten Podcast über einen der bekanntesten und trotzdem vielleicht ungreifbarsten der Götter.
In Boron offenbart sich sehr gut eine der größten Schwächen des DSA Göttersystems.
Einen Aspekt, den Florentin nur kurz angeschnitten hat, ist die Frage nach der Gesamtheit des Aventurischen Pantheons.
Dieser wird uns als pollytheistisches Gesamtkonstrukt aus zwölf Gottheiten mit einem Hauptgott vorgestellt, aus dem allerdings auch zwölf Hauptkirchen und einige lokale Zweige hervorgingen.
Dieses Pantheonmodell ist für mich eindeutig an das Modell des griechischen Pantheons (unter anderem und am prominentesten) angelehnt. So entspricht der Göttervater Zeus Praios, Hera u. Hestia Travia, Hades Boron, Poseidon Efferd, …
Entscheidend ist, dass die Gottheiten für Aspekte stehen, sich aber nicht ausschließen.
Wer auf die Jagd geht opfert Artemis, wer Schutz für sein Herdfeuer wünscht der Hestia.
So würde ich persönlich auch das Leben eines aventurischen Bürgers spielen. Die Gottheiten stehen (wie bei den Griechen) für Aspekte des Lebens.
Das Regelwerk vermittelt aber an vielen Stellen (in meinen Augen vorallem durch die Gelehrenbeschreibungen) das Bild, jeder Gott besäße eine eigene Kirche. Ich weiß, dass er das auch tut, jedoch machen wir oft den Fehler, unsere heutigen Religionen (im Volksmund: Kirchen) mit denen aus DSA gleichzusetzen. Die evangelische Kirche und die damit verbundene Gottheit versteht sich als monotheistisch und verantwortet damit jeden Bereich des Lebens.
Die „Kirchen“ in DSA haben diesen Anspruch und diese Aufgabe nicht.
Boron muss sich nicht darum kümmern, ob Menschen Glück haben, ob sie Freude und Lust empfinden, da es schlicht nicht sein Aspekt ist und dafür Phex und Rahja zuständig sind.
Es gibt daher auch keine „Borongläubigen“, sondern die Bevölkerung glaubt an einen zwölfteiligen Pantheon, in dem jede Gottheit eine Aufgabe hat.
Sonst müsste in jedem Dorf ein Tempel jeder Gottheit stehen. Aber das tut es nicht. Aventurische Gläubige müssen sich nicht zwischen Gottheiten entscheiden, glauben an alle zwölf.
Deswegen wird auch ein Tsa-Geweihter die Totenmesse lesen und ein Borongeweihter den Geburtssegen sprechen.
Oftmals sind es lokale Zugehörigkeiten, die besonders fromme Menschen dazu bewegen die Aufgaben eines Geweihten anzunehmen. Steht in der Stadt ein Traviatempel, bekommt die Laufbahn einen ideologischen Unterbau, der der Lehre Travias nahe ist, im Grunde ist er aber immernoch Geweihter eines Götterkults, der alle zwölf Götter beinhaltet.
Anders macht es in meinen Augen keinen Sinn, dass jeder Geweihte die zwölf Segnungen beherrscht.
Und so ist es denke ich auch eine logistische Frage, welchen Gottesdienst ein Bürger besucht oder welcher Kirche sich ein Geweihter anschließt. Ein Adelskind aus Kuslik, das eine spirituelle Ader hat, wird sich höchstwahrscheinlich nicht Boron anschließen, weil er soziologisch eher in Richtung Hesinde, Praios oder Rondra geprägt ist.
Es stellt sich für mich auch die Frage, ob ein Bürger aus Punin einen Gottesdienst im Borontempel besucht und ob diese Kirche ihr Augenmerk auf Gottesdienste legt.
Ich denke sie übernimmt eher andere Aufgaben des kultischen Lebens, wie Beerdigungen, Seelsorge, Psychiatrie, etc.
Eine Predigt scheint mir vollkommen konträr zu Borons Lehre, da Schweigen doch im Zweifel besser ist als Reden. Zudem fehlt eine eindeutige Dogmatik. Die Frage, ob sich also Leute in einen Borongottesdienst reinhocken würde ich mit „Nein“ beantworten. Ich denke ein boronscher Gottesdienst sieht anders aus, als wir uns das vielleicht heute vorstellen.
Für einen klassischen Gottesdienst geht man denke ich in den Praiostempel, andere Geweihte sehen es wahrscheinlich nicht als ihre Aufgabe Leuten etwas von oben herab zu predigen (wieder eher in getrennten Aufgabenfeldern der Götter gedacht)
Die Geweihten eines Gottes haben für mich vor allem die Aufgabe den Aspekt ihres Gottes in die Welt zu tragen und für Probleme der jeweiligen Aspekte des Gottes Lösungen zu finden.
So ist es verständlich, dass der Grabsegen von der Boronkirche entwickelt wurde, da sie dem Begräbnis durch ihre Verantwortung für das Thema Tod am nächsten steht.
Gleichzeitig gibt es den „Bund des wahren Glaubens“ der für mich genau dieses Bild repräsentiert.
Die Einführung dieses synkretistischen Bundes ist für mich dann aber irgendwie obsolet, da der Götterpantheon für mich nur polytheistisch funktioniert und nicht als zwölf monotheistischen Kirchen, die nebeneinander bestehen.
Hallo,
ich wollte an der Stelle einhaken, wo Philipp sich darüber äußerte, wie unlogisch oder sinnlos er die historische Aufgabe der Golgariten sieht, da der Kampf gegen den Al-Ananer Ritus doch nur bedeutet, gegen andere Borongläubige zu kämpfen.
Wir dürfen einfach nicht in unser modernes Denken des jahres 2014 zurückfallen. Heute verstehen sich in Deutschland auch Protestanten und Katholiken, früher wurde darüber 30-jährige Kriege und diverse weitere Glaubenskriege geführt. Die Borengläubigen des jeweils anderen Kultes sind einfach Ketzer, deren Lehre, und möglicherweise auch deren Anhänger, vernichtet werden müssen. Einen Burgfrieden kann es da nur bei einer gemeinsamen Bedrohung wie Borbarad geben…
Boron hat die Aufgabe als Gott des Todes sicher zu stellen, dass die Sterblichen und Unsterblichen ins Totenreich kommen, die nicht schon von Dämonen oder dem Namenlosen geholt werden, bzw zu seiner Hallen.
Damit die Seelen besänftige und nicht ruhelos rastet und der Zorn sie auffrist aufs Leben, ihren Mörder oder andere Schicksale/Umstände, die sie belasten.
Diese Erkenntnis kam den Göttern im zweiten Zeitalter, die Entstehung der Dämonen bzw des Dämonensultans (ein Titan, Kind von Sumus, wie Ingrimm, der beim Kampf um Alveran gestorben ist, da nicht allen der Zutritt zu dem mächtigen Ort erlaubt wurde und die Ausgeschlossenen mit Gewalt sich Zutritt verschaffen wollten).
Da Verehrung oder Abneigung die wesentliche Rolle über Macht im Sein bestimmt, besitzt Boron mit das wichtigste Amt, er hat Sorge zu tragen, dass präventiv es wenig potenzielle gefährdete Seelen, die durch geistige Erkrankungen einfacher in Dämonen Hände fallen können. Boron ist der Herr der Ruhe, ob ewige oder der erholsamen, die der Schlaf gewährt und diese beiden schützt er mit aller Macht, da diese die Schlupfwinkel für dämonisches oder namenloses Gezücht ist und man so wenig Seelen an Dämonen oder den Namenlosen verlieren möchte.
Das wissen, aber nicht unbedingt die Sterblichen, sie wissen man muss den 12en dienen, um Schutz vor dämonischen oder namenlosen zu erhalten. Boron redet nicht viel, sondern handelt, wenn es nötig ist mit Ruhe und Bedachtheit.
Boron Geweihte haben in der Regel im Mittelreich einen undankbaren, aber sehr wichtigen Job, der beinhaltet, dass sie anderen Sterblichen einen Weg zeigen, wie man mit sich und anderen Frieden finden kann (Ruhe, Zeit zum Nachdenken).
Im Süden mit ihren Todeskulten sieht etwas anders aus, dort wird Boron als Götterfürst gefeiert, aber die haben es ja auch nicht so mit Menschenleben 🙂