DSA97 Prinzipen

Was ist meinem Helden wichtig? Wofür würde er sterben? Hat er Prinzipen, von denen er niemals abweichen würde? Heute versuchen wir uns dem vielschichtigen Thema Prinzipien zu nähern. Wozu gibt es den Nachteil Prinzipientreue, wie kann man Prinzipien umsetzen und am wann nerven sie?

5 Gedanken zu „DSA97 Prinzipen

  1. Pingback: Neue Folge des DSA-Intime-Podcasts: Prinzipien – Nuntiovolo.de

  2. Moin,
    also erstmal: wie immer eine super spannende Folge,
    ich bin begeistert und werde mich demnächst an einen Phexgeweihten, der Probleme mit seiner Verantwortung gegenüber der Bevölkerung hat, setzen^^
    Ich wollte primär jedoch die Entwicklung meines lieben Ardo mit euch teilen, der jetzt gerade die Borbi-Kampagne durchlebt (Stand kurz nach dem Consilium Sinistrae in Mirham):
    Ardo war ursprünglich ein ziemlich beispielhafter Beilunker Schwert und Stab Magier (prinzipientreue 12, starke vorurteile gegen Schwarzmagier 6 (DSA4.1)), abgesehen davon, dass er sich eher als Diplomat und Kommandant, denn als Soldat sah. Im Kampf betete er ein Sankt-Gilborn ora pro nobis und warf Feuerbälle gegen alles was nicht mindest hellgrau wirkte. Nachdem er das zweite Zeichen bekommen hat, wurde das langsam schwierig, als dann noch mehrere Mitglieder der Gruppe – um Borbi zu bekämpfen – seine Repräsentation lernten und das Testament lasen… als auf Maraskan böse Dinge geschahen, die nicht so ganz pro Mittelreich abliefen… als dann der Gildenprozess anstand… da ist er dann doch eher wider Willen zu Salpicon geflohen und hat sich da aufnehmen lassen. Mittlerweile ist das Merkmal Schaden nur noch mit Reversalis oder dem Merkmal Antimagie anzutreffen.

    Diese Entwicklung (ich hoffe man kann sie halbwegs nachvollziehen) war in keinster Weise anfangs von mir als Spieler angelegt, sie resultierte aus der Interaktion in der Gruppe und dem wie ich mein Zeichen interpretiert und angewendet habe.

    Gilborn mit euch, auf dass ihr eure Borbis bekämpft und nicht wie er endet
    Nicolas

  3. Ich habe heute eure 97. Folge fertiggehört und bin mal wieder begeistert. Viele der neueren Folgen helfen mir dabei, mir weiterführende Gedanken zu meinem Charakter oder auch den Charakteren meiner Mitspieler zu machen. Also vielen, vielen Dank für die regelmäßigen Podcasts und bitte nicht damit aufhören.

    In meinen Gruppen sind Prinzipien schon wichtig und werden auch gelebt. Aber zum Glück so, dass wir hier zu Kompromissen kommen und wir die Schwierigkeiten auch mal ausspielen, aber eben auch mal ignorieren. In einer Gruppe spielt eine Perainegeweihte mit und wir sind im Svelttal unterwegs. Hier hatten wir bereits mehrere interessante Diskussionen „Soll der verletzte Ork geheilt werden, mitgenommen werden, getötet werden (eine Elfe hält nichts von Nächstenliebe gegenüber den Schwarzpelzen)“ „Sind Orks zu Gutem fähig“ usw. Die Geweihte macht ihren Punkt klar, befiehlt aber nicht mit der moralischen Überlegenheit. In der selben Gruppe, wurde eine Dorfbewohnerin bei einer Kneipenschlägerei von unserem Krieger getötet, der ja eigentlich Schutz der Schwachen als Prinzip hat. Wir haben dieses Problem mit einer Gerichtsverhandlung und mit einer Buße in Form eines Boronpilgerzugs gelöst und sprechen den Punkt auch immer mal wieder im RP an.
    Ich werde kommende Woche mit einer neuen Runde als Meister starten. Wir beginnen mit der DSA 5 Einsteigerbox. Sollte es danach weitergehen, werde ich den Mitspielern (DSA Neulinge) auf alle Fälle das Prinzipienthema als wichtiges für die Gruppe und das RP ans Herz legen.

  4. Da habt ihr euch ja wieder ein sehr interessantes Thema ausgesucht. Hut ab!

    Grundsätzlich würde ich Prinzipien zwischen profanen und karmalen Prinzipien unterscheiden, sowie den Umgang damit in ein Spektrum von offen bis radikal fundamentalistisch einteilen.

    Ich persönlich trinke aus Prinzip keinen Alkohol. Das behindert mich in meinem Leben wenig, allerdings treffe ich sehr oft auf Personen und Gruppen, die da nichts von halten. Das nehme ich so hin und jeder macht seins.
    Was ich nicht mache ist mein Prinzip auf andere aufzwingen zu wollen, Ich habe noch nie jemandem einen Drink aus der Hand geschlagen, die Musik heruntergedreht, um gegen Alkohol zu predigen oder alle Flaschen in der Bar zerstört, um andere am Alkoholgenuss zu hindern. Ein Prinzip zu haben sagt noch nichts über den Umgang damit aus.

    Profane Prinzipien haben die meisten Helden, auch wenn ihnen der Nachteil fehlt. Die meisten Heldengruppen würden in einer Situation in der ein schreiendes Baby die Position der Helden verraten könnte davor zurückschrecken das Baby zu meucheln. Auch ein im Heuschober versteckter Schurke wird selten dadurch hinausgelockt, dass der Heuschober in Brand gesetzt und der arme Tropf bei lebendigem Leibe verbrannt wird.
    An Gesetzestreue liegt das nicht. Einbruch, Taschendiebstahl, Selbstjustiz sind ja durchaus an der Tagesordnung, wenn sie gerade für nötig gehalten werden.

    Profane Prinzipien sind innerhalb einer Gruppe nur dann problematisch, wenn der betreffende Charakter ein radikaler Fundamentalist mit diametralen Prinzipien ist und wenn dem so ist, warum ist er dann Teil der Gruppe?

    Karmale Prinzipien sind etwas gravierend anderes und sind, auch wenn ihr das immer wieder versucht, nicht mit irdischen Glaubensvorstellungen vergleichbar. Durch die Existenz von Karmaenergie sind die Kernprinzipien klare Vorgaben, die für nachweislich korrektes Verhalten zu erfüllen sind. Ein meuchelnder Rondrageweihter wird ebenso wie ein verlogener Praiosgeweihter vermutlich keine Karmaenergie seines Gottes erhalten und damit wenig überzeugend als Geweihter auftreten können. Sie selbst haben also einen guten und nachweisbaren Grund sich an ihre Prinzipien zu halten.
    Das heißt aber auch hier nicht, dass sie andere dazu zwingen müssen, sich frenetisch daran zu halten.
    Allein die Existenz und die Anerkennung von den anderen 11 Göttern plus diverser Halbgötter sollte ihnen Grund geben sich etwas zurückzuhalten.
    Auch wenn Rondra etwas missfällt kann das gleiche durchaus Firun-, Phex-, Boron- oder Korgefällig sein. Das kann ein Geweihter sehr gut anerkennen, ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen. Auch hier geben dem Helden seine Prinzipien nicht die Pflicht auf sich wie ein Arsch aufzuführen.

    Es gibt natürlich auch Fälle, in denen das handeln der Gruppe etwas verursacht, was der Geweihte aus Prinzip verhindern muss. Entscheidet sich die Gruppe für einen unehrenhaften Kampf ist das nicht der Fall. Natürlich macht der Rondrageweihte da nicht mit und sollte auch nicht dazu gezwungen werden, aber ob die anderen vor Rondra gut dastehen ist für den Geweihten letztendlich unerheblich.
    Anders ist es bei Grabschändung. Da sollte aus Prinzip kein Geweihter für stimmen, aber ein Borongeweihter wird da auch kein Auge zudrücken können und für die Zeit wegsehen.
    In solchen Fällen ist Gruppeninternes Spiel nötig, um einen Kompromiss zu finden (im Zweifel wird der Geweihte abgelenkt und zu seinem eigenen Schutz hintergangen, was noch mehr Spiel ermöglicht) und genau dafür ist Rollenspiel mMn. da.

    Meine stärkste Erfahrung mit Prinzipien war ein Tsageweihter in der Gruppe. Vor, während und nach den Kämpfen hat er sich für eine gewaltfreie Lösung eingesetzt, die Notwendigkeit aber erkannt. Er hat sich immer gegen Gewalt entschieden, hat nie einen Angriff durchgeführt und für die in den Kampf verwickelten gebetet, wenn es die Situation erlaubte.
    Der Spieler hat das aber immer respektvoll und dezent angespielt. Jedem war die Position des Geweihten klar und alle haben sich bemüht keine unnötigen Auseinandersetzungen zu provozieren, ohne das er immer die Moralkeule schwingen musste. Zu keiner Zeit hat sich einer der anderen Spieler dadurch Eingeschränkt gefühlt und trotzdem hat der Geweihte sich streng an seine Prinzipien gehalten.

    Danke für den Podcast. Ich freue mich schon aufs nächste Mal!

  5. Auch von mir erstmal vielen Dank für die tolle Folge – sie hat mir in meinem Spiel tatsächlich unmittelbar geholfen!
    Ich habe seit längerem das Problem, eine Gruppe zu „meistern“, deren Mitglieder ich zwar alle rl sehr mag, deren Spielstil mich allerdings immer wieder zu den Noioniten treibt. Die Gruppe besteht aus zwei erfahrenen Powergamer*innen und zwei Anfänger*innen, die dem Powergaming noch nicht viel entgegensetzen können, wodurch das Spiel insgesamt sehr „ergebnisorientiert“ und wenig „erlebnisorientiert“ ist, wenn ihr versteht, was ich damit meine. Wenn ich beschreibe, dass sich der verfluchte Turm des bösen Nekromanten drohend vor dem stürmischen Nachthimmel erhebt, dann fragt Powergamer 1 sofort „Aus welchem Holz ist die Tür und liegen die Scharniere innen oder außen?“, Powergamerin 2 sagt, dass sie ihr schweres Wurfeisen natürlich immer am Gürtel trägt und deswegen jetzt werfen kann, auch wenn sie gerade erst aus einem Sumpfloch entkommen ist, und die beiden Newbies blättern in ihren Heldenbriefen und fragen mich, was sie denn jetzt machen können.

    Und dann kamt ihr mit dieser Folge und habt mich auf Ideen gebracht – ich habe das laufende Abentuer einfach so überarbeitet, dass die Figuren gezwungen waren, sich mit ihren moralischen Prinzipien auseinanderzusetzen: Zwei Held*innen mussten u.a. ein Kind aus einem sinkenden Schiff retten, und da sie zum Glück für mich viel Würfelpech hatten, kamen sie fast alleine auf die Idee, Efferd um Hilfe zu bitten und dafür ein Gelübde abzulegen (Danke für diese Idee von euch, damit steht direkt der Aufhänger fürs nächste Abenteuer!), und also sie dann neben dem Kind noch einen verletzten Piraten fanden, haben sie herrlich intime diskutiert, dass sie den jetzt nicht zurücklassen können, auch wenn sie damit ihr eigenes Leben gefährden. Das war echt ein schöner Moment.
    Die Streunerin wurde währenddessen von einem Paktierer in Versuchung geführt und Powergamer 1 musste ertragen, dass er im großen Finale nur von der Ferne zuschauen, aber nicht mehr eingreifen konnte, was auch beides echt gut ausgespielt wurde. Das war der beste Spielabend seit langem.

    Was die Diskussion hier ansonsten betrifft: Ich bin ja insgesdamt ein großer Fan davon, die Charaktere bewusst „angreifbar“ zu machen, sei es durch Höhenangst oder durch Prinzipientreue. Ein guter Meister wird das nicht ausnutzen, sondern versuchen, das Spiel zu bereichern, indem er Angebote macht, aber immer auch Alternativen zulässt. Ist doch großartig, wenn die Gruppe diskutiert, was geht und was nicht, und wenn man einen Borongeweihten in der Gruppe hat, dann ist Grabplünderung keine Option. Dann wird ein guter Meister das Abenteuer aber auch nicht so aufbauen, dass man nur durch Grabplünderung weiterkommen kann. Oder er wird genau diesen Konflikt einplanen und dann irgendetwas anbieten, wie es eben doch geht (im Beispiel könnte das Grab ja auch von konkurrierenden NSCs geplündert werden und das uralte Artefakt nimmt man dann denen weg). Es geht bei DSA ja letztlich nie darum, zu einem Ergebnis zu kommen, sondern sich in eine spannende Figur hineinzuversetzen. Und ein mit sich und seinem Glauben ringender Geweihter oder Druide oder Weissmagier ist eben spannender zu spielen als ein Standardsöldner ohne besondere moralische Prinzipien.

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