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Diesmal beleuchten wir die wissenschaftliche Seite Aventuriens: Die verschiedenen Denkschulen der magischen und weltlichen Universitäten, deren Forschung und was die Kirche davon hält. Wie unterscheidet sich der Umgang mit Wissen in der Hesinde- und der Nanduskirche, wie wiegen sich Aufklärung und Aberglaube im einfachen Volk auf und welche Perspektiven hat ein Gelehrtencharakter in der Heldengruppe?
Pingback: Vorhersage Dienstag, 08.01.2013 | die Hörsuppe
Wieder spannendes Thema!
Zum Problem des Polytheismus und dem Wunsch mittelalterliche Intoleranz darzustellen:
Wie ihr herausgearbeitet habt, wird der Polytheismus Aventuriens wie seine irdischen Pendants eher tolerant ausfallen. Man stelle sich vor, der antike Pantheon des Mittelmeerraums wäre in die Neuzeit gekommen ohne Aufstieg des Christentums. Auch wenn bei der Praioskirche sicherliche die katholische Kirche einiges an Inspiration geliefert hat, ist das DSA-Setting meiner Ansicht nach aus genannten Gründen nicht geeignet, typisch mittelalterlichen Katholizismus darzustellen.
Zum antiken Griechenland: Es gab überregional wirkende Kulte und Tempel. Deren Priesterschaft kann schon fanatisch sein bei Mysterienkulten. Klassische Stadtkulte haben eine gesellschaftliche Funktion, die Priester sind angesehene Amtsträger der Stadt, die wechseln und ein Jahr später Schatzmeister oder Admiral sein mögen. Eine Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Sphäre gibt es so nicht. Gedanken in Richtung Theologie machen sich am ehesten Philosophen. So könnte man Platons Gedanken zum Leben nach dem Tot (z.B. im Phaidon) durchaus als Vorbild christlicher Ideen sehen.
Hallo zusammen,
zum Thema Polytheismus hätte ich einen Vorschlag, wie man sich die aventurische Lage besser vorstellen kann. Auch in unseren irdischen Religionen unterscheidet man beim Ptoblem des Wahrheitsanspruchs zwischen drei Sichtweisen. Es gibt den Exklusivismus, den Pluralismus und den Inklusivismus. Man kann sicher nicht einheitlich sagen, welche Religion hier welche Meinung vertritt, doch wird der Rastullah-Glauben sicherlich mehr Vertreter des Exklusivismus aufweisen. Zumindest im Pantheon der Zwölfgötter würde ich sagen, haben wir es mit einem klassischen Beispiel für eine inklusivistische Herangehensweise zu tun. Der Phex-Geweihte wird sicherlich nicht abstreiten, dass auch die Travia-Kirche ihre Wahrheiten vermittelt, doch wird er die in seiner Kirche vermittelten Wahrheiten als…. vollkommender oder wichtiger einstufen.
So stelle ich mir das vor, natürlich gibt es meistens Mischformen, die sich von Kirche zu Kirche und besonders von Gläubigen zu Gläubigen unterscheiden.
Der zweite Punkt, den ich ansprechen will, ist eine kleine Verbesserung. Als ihr den Vampirismus in Aventurien angesprochen habt (auch im SG-Abenteuer), habt ihr gesagt, dass man ja in Aventurien die Vampire tatsächlich mit den klassischen Mittzeln bekämpfen kann. Dem ich meiner Meinung nach nicht so.
ACHTUNG SPOILER „Unsterbliche Gier“
Wenn ich mich recht erinnere, sammeln die Helden in diesem Abenteuer Informationen, nachdem sie langsam dahinter kommen, dass sie es mit Vampiren zu tun haben. Doch wird meines Wissens nach mehrmals erwähnt, dass sie hier gegen den Aberglauben des Volk Weidens ankämpfen müssen. In den überschaubaren Büchersammlungen Weiedens haben zumindest meine Helden Informationen gefunden (die Quellen aus dem Buch), die sich aber letztendlich teilweise als falsch erwiesen haben (Knoblauch, usw.). Auch die klassische Angst vor Vampirbissen ist in DSA unangebracht. Erst später kam die Gruppe dahinter, dass jeder Vampir gewisse Verwundbarkeiten hat.
SPOILER ENDE
Also haben wir es nicht mit dem klassischen Vampir aus diversen Fantasywelten zu tun.
Viele Grüße
Jonas
Ein sehr interessanter Podcast!
Drei Kommentare zur a) Forschung, b) Risiken der Forschung und c) Aberglaube.
a)
Zunächst einmal behaupte ich, dass sich Forschung zum Thema Magie sehr wohl so darstellen lässt wie die in unserer Zeit betriebene.
Damit meine ich, dass sich das Gebiet in die experimentelle Fschg. einerseits und die theoretische andererseits einteilen lässt, wobei die theoretische m.M.n. deutlich umfassender ist. Wichtig: die Forschung bezieht sich nicht nur auf ein Gebiet (->Sprüche), sondern auf alle (Rituale, Artefakte, Kraftfluss, …).
Experimentelle Forschung: klar, besteht aus der praktischen Überprüfung von theoretischen Ideen oder Konstrukten, wie z.B. aus der Physik bekannt. Auch die Modifikation von bestehenden Sprüchen / Ritualen etc. dürfte hierunter fallen. Es gibt sicherlich noch mehr Spielarten, die mir aber leider nicht bekannt sind.
Theoretische Forschung: Hier gibt es viele Teilgebiete, auf denen sich die Gelehrten Aventuriens austoben können, unabhängig davon, ob sie magisch begabt sind oder nicht. Der Grund, sich möglicherweise nur mit einem der im folgenden genannten Gebiete zu beschäftigen, liegt im klassichen Ressourcenmangel (Zeit / Geld / AsP / Gesundheit / …).
Jetzt zu den Teilgebieten, die mir als sinnvoll erscheinen:
I) Rekonstruktion
Dafür muss der Forscher noch nicht einmal unbedingt magisch begabt sein. Die Tätigkeit besteht v.a. darin, (teilweise) verlorenes Wissen neu zu entdecken und nach Möglichkeit wieder nutzbar zu machen oder die Voraussetzungen dafür klar zu stellen. Dies könnte in Bibliotheken, privaten Studienzimmern, vor Ort z.B. an Ruinen, einzeln oder im Verbund, oder gar mit Hilfe von Elementaren oder Dämonen geschehen. Ausgangsinformationen können dementsprechend physisch vorhanden sein (Bastrabuns Bann), in Büchern notiert (die coolen, verschollenen Zaubersprüche Rohals), mündlich tradiert (elfische Artefakte) oder nach wie vor magisch präsent sein (Glyphen, INFINITUM).
II) Grundlagenvorschung
Eine Spielwiese insb. für magiebegabte Gelehrte. Dieses Feld dürfte der größte Vorteil der gildenmagischen Tradition ggü. den anderen sein, denn Gildenmagier betrachten Zauber ja als rein mathematisch-geometrisch-theoretisches Konstrukt, basierend auf stets wiederkehrenden, typischen Mustern, die, entsprechend kombiniert und mit Kraft versorgt, einen erkennbaren und zu erwartenden Effekt entfalten.
Dieses Forschungsfeld kann sich also mit Themen aus allen anderen Forschungszweigen beschäftigen, dürfte aber vor allem die Grundlagen für andere legen. Ziel ist es, die Magie an sich besser zu verstehen.
Die Fragen, denen die Gelehrtenschaft dabei nachgeht, sind – wie der Name es verlangt – grundlegender Natur, beispielsweise „welche Komponenten einer Spruchmatrix sind redundant“, „wie funktioniert die astrale Regeneration“, „warum funktioniert Blutmagie“, „sind Kraftströme örtlich gebunden oder veränderlich“, „was ist nötig, um einen neuen Zauber zu schaffen“, „was unterscheidet einen Zauberer von ’normalen‘ Menschen“, „…“.
III) Philosophische Forschung / Metaforschung
Dazu fällt mir leider kein treffenderer Begriff ein. Hierbei denke ich v.a. an von Magie begeisterte Menschen, die sie aber vllt. nicht selber wirken können. Auch Vollblutmagier können sich damit beschäftigen – aber warum? Langeweile? AsP Mangel?
Dieser Zweig der Forschung beschäftigt sich also mit prinzipiellen, übergeordneten Fragestellungen, z.B. „was ist überhaupt möglich, wo sind Grenzen“, „gibt es Meta-Meta-Zauber“, „wie häufig kann ein Zauber geschützt werden“, „ist ein INFINITUM überhaupt noch möglich“, „kann sich ein Magier zu einem göttergleichen Wesen erheben“, „…“.
Ich denke daher an die Erstellung von Konzepten, die momentan nicht oder vllt. niemals praktisch bewiesen werden können, sondern nur theoretisch oder mathematisch.
Ein irdisches Beispiel zur Verdeutlichung ist m.M.n. nach die String-Theroie (liebe Physiker: bitte korrigiert mich, wenn ich grob falsch liege!). Sie ist theoretisch nachvollziehbar, sie kann benutzt werden, wurde aber noch nicht experimentell bewiesen.
Die Philosophische Forschung kann also von der Grundlagenforschung oder der experimentellen bewiesen oder widerlegt werden.
b)
Noch ein Wort zum Thema „Risiken der Forschung in Aventurien“.
Philipp, wie du einleitend sagtest, befindet sich der derzeitige aventurische Wissensstand höchstens auf dem der Renaissance – daher muss auch in der Magie noch vieles unbekannt sein.
Dann wird kritisiert, dass man in der heutigen Vorschung die Risiken – meißtens – abschätzen kann. Ausnahmen sind hierbei sicherlich die Gen-, Bakterien- und Stammzellenforschung, deren Risiken nicht zu 100% bekannt sind.
Um den Bogen zurück zu schlagen: Wir haben unseren Wissenstand, DSA den aus der Renaissance.
Und jetzt der springende Punkt: wie viel war der Wissenschaft in dieser Epoche bekannt?
Die Medizin hatte bereits Fortschritte erzielt, Blutegel und allerlei abstruses Zeug galten immer noch als unschlagbare Kuren. Auch in der Alchemie wurde immer noch nach dem Stein der Weisen gesucht.
Ich finde die Unbedarftheit und die Unkenntnis, mit der aventurische Gelehrte an die Forschung herantreten, also gut begründet und nachvollziehbar.
c)
Bezüglich „Aberglaube“. Ich glaube, dass der gemeine Aberglaube genauso schwer zu überwinden ist wie das durchschnittliche Vorurteil.
Diese These möchte ich durch Beobachtungen aus unserer Zeit stützen: der aufgeklärten deutschen Bevölkerung zum Trotz haben sich immer noch abergläubische Gesten oder Handlungen erhalten, „auf Holz klopfen“, „Freitag der 13.“, „Hufeisen aufhängen“ oder das „Versenden von Kettenbriefen“. Eigentlich müsste jedem klar sein, dass das nicht nutzt, es wird aber trotzdem gerne getan. Auch wenn ein Prof. Dr. den abergläubischen Personen wissenschaftlich fundiert, charismatisch und glaubhaft das Gegenteil versichert, wird es keine Verhaltensänderung nach sich ziehen – die Handlung „schadet ja nicht“ und „ist auch kein Aufwand“.
Wenn jetzt also ein Hesindegeweihter einem Weidener Bauern wissenschaftlich fundiert, charismatisch und glaubhaft beweist, dass das Tragen einer Karotte am Hut kein Unheil abwehrt, wird er es eventuell verstehen, glauben und auch akzeptieren. Das heißt aber noch nicht, dass er die Handlung aufgibt, denn dafür müsste er seine Gewohnheiten überwinden und das ist schwer.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich Menschen gerne Wahrheiten zurecht biegen oder selbst interpretieren (darunter fällt auch die Interpretation von Weissagungen oder Horoskopen, der Fachbegriff ist mir leider entfallen).
So könnte es passieren, dass der Bauer die Karotte an einem Tag ablegt und just dann bricht er sich den Fuß, weil er auf dem im Oktober untypischerweise gefrorenem Boden ausgerutscht ist.
Die wahre Ursache, dass nämlich – um ein radikales Beispiel an den Haaren herbeizuziehen – der Nachbar seit kurzem Nagrachpaktierer ist, verkennt er in seiner individuellen Interpretation völlig. Natürlich ist die fehlende Karotte schuld, denn mit der Karotte als Schutz ist soetwas nie vorgekommen (lol).
In diesem Sinne: Hesinde mit euch!
Es gibt eine Zwölfgötterbibel:
http://de.wiki-aventurica.de/wiki/Brevier_der_Zw%C3%B6lfg%C3%B6ttlichen_Unterweisung
Ich verstehe ehrlich nicht, welche Probleme ihr mit dem Polytheismus habt. Warum muss in Aventurien denn alles so wie bei uns im Mittelalter sein? Und was ist für euch so schlimm daran, dass die Götter „real“ sind? Ihr macht euch da imo grundlos einen Riesenkopf.
Jeder wählt sich halt den Gott, dem er sich am meisten verbunden fühlt bzw. der für den Alltag am nützlichsten ist. Kann oder will der Gott nicht „liefern“ überlegt sich der Charakter, ob die Erzdämonen, fremde Götzen oder der NL nicht vielleicht einen besseren Deal anbieten können. Und dann gibt es noch Schwarzmagier, Dämokraten, Ketzer u.ä. die gegenüber den Überlieferungen ihre Zweifel haben und Forschungen betreiben, die von offizieller Seite her nicht gutgeheissen werden (Echsenmagie, …)
Klar, Rastullah passt in das ganze Bild nicht besonders gut. Aber wegen mir könnte man auf die fanatischen ständig Streit suchenden Novadis ohnehin verzichten.