3 Gedanken zu „DSA84 Charisma

  1. Pingback: DSA Intime Podcast über Charisma – Nuntiovolo.de

  2. Mit Charisma habt ihr euch meiner Meinung nach eine sehr unterschätzte Eigenschaft ausgewählt.
    ( Oft werden soziale Interaktionen rein über „spiel mal aus“ abgehandelt und ausgewertet, statt auf den Wert zu würfeln. Die Überzeugungskraft des Spielers überlagert dann die des Charakters. Entweder sollte auf alles gewürfelt werden dürfen oder man legt ein großes scharfes Küchenmesser zum Spielmaterial für den Fall, dass ein Spieler eine Selbstbeherrschungsprobe für das Ignorieren für Wunden ausspielen möchte )
    Was alles unter Charisma fällt sieht jede Gruppe und vermutlich jeder Spieler etwas anders. Den meisten eurer Ausführungen würde ich vorbehaltlos zustimmen, möchte aber noch eine andere Sicht in den Ring werfen. Körperhaltung, Gestik, Mimik und Duktus sind alles erlernbare Möglichkeiten sein Auftreten und damit sein „Charisma“ zu steigern. Auf einer Party wird eine Person, die mit einem strahlenden Lächeln und offener Körperhaltung auf die Gäste zugeht, sich an Gesprächen mit Witz beteiligt und die Stimmung um sich herum immer anheizen will eindeutig als charismatischer wahrgenommen, als eine zurückhaltende, ernst dreinblickende Gestalt, die eher dazu neigt die Menschen um sich zu erden. Handelt es sich aber nicht um eine Party, sondern um eine Beerdigung wird letzterer wohl mehr anklang finden, während ersterer plötzlich taktlos auftritt. Sir Christopher Lee und Dagi Bee haben abgesehen davon, dass ihre Namen auf dem gleichen Doppelvokal enden vermutlich nicht viel gemein. Bei den unter 18 jährigen dürfte Bee als deutlich charismatischer Abschneiden, während ältere Menschen vermutlich Lee als charismatischer ansehen. Es kommt also auch auf die Zielgruppe an. Der Kern des „Charisma“ liegt demnach nicht so sehr darin ein guter Pickup-Artist zu sein, sondern sein Auftreten der Situation und der angesprochenen Gesellschaft anzupassen.

    Und da wir jetzt schon beim Herrn der Ringe sind…
    Gandalf trägt den Ring Narya, dessen Macht darin besteht „die Herzen in einer Welt, die kühl wird, neu entzünden“. Sein Charisma ist zu gewissen Teilen erschwindelt und daher nicht so recht verwertbar. Legolas ist ein Waldelb und kommt bei unterschiedlichen Rassen und Geschlechtern unterschiedlich gut an, gerade was seine Arroganz betrifft. Arrogant ist auch der Sohn des Truchsess Boromir. Die Etikette beherrscht er gut, seine Soldaten bewundern ihn, aber er bleibt immer ein unnahbarer Aristokrat. Das Gegenteil davon ist Samweis. Ein verträumter junger Mann, der eigentlich nur nach Hause und seine Ruhe haben will. Er hat nicht die Charakterschwächen der anderen Hobbits, stellt sich aber nie selbst besonders heraus. Ich würde Sam den zweithöchsten Charisma Wert der Gefährten zugestehen. Ganz vorne liegt allerdings mit weiten Vorsprung Aragorn. Er pflegt guten Umgang mit dem gemeinen Volk, mit dem Adel, mit anderen Völkern und Rassen und passt sein Auftreten immer entsprechend an. Sein Bild steht im Lexikon neben der Sonderregel „Soziale Anpassungsfähigkeit“.

    Darüber hinaus hat ein hohes Charisma (wie im Ansatz angesprochen) auch schützende Wirkung. Nicht nur wird Menschen die wir mögen eher geglaubt, es wird ihnen auch leichter Verziehen. Der gescheiterte Überzeugungsversuch „Häuser können nicht brennen!“ kann bei niedrigem Charisma dazu führen, dass der Betreffende als vollkommen weltfremd abgestempelt und nicht mehr ernstgenommen wird. Jemand mit hohem Charisma übersteht so etwas dagegen wohlwollend und kann es als unterhaltsame Anekdote verbuchen, die der ihm entgegengebrachten Sympathie keinen Abbruch tut.

    Zur Magie:
    Herrschafts- bzw. Einflussmagie wird logischerweise vom Charisma des Anwenders beeinflusst. Wenn es mir ohne Magie schon fast gelingt die Wache zu überzeugen wegzusehen muss der Banbaladin nicht mehr viel leisten. Andersherum muss ich mich der Wache ordentlich schönzaubern, wenn ihr meine Anwesenheit schon auf die Nerven fällt. Gleiches gilt für Beschwörungen. Je leichter es dem Zant (sagen wir lieber Dschinn) fällt mich als Freund zu sehen, desto eher ist er mir gewogen.
    Die Sache mit dem wahren Namen ist übrigens irdisch begründet. Das Namen Macht haben ist nicht nur in religiösen Zusammenhängen wie z.B. Exorzismen oder der Hermeneutik zu finden. Es ist eine psychologische Erkenntnis, dass es hilft diffusen oder unerklärten Ängsten Namen zu geben. Sobald etwas einen Namen hat kann man es ansprechen, damit interagieren und schließlich beherrschen.
    Ein anderer Neuzeitlicher Ansatz ist der folgende: Wenn PuzzySl4Sh0r88 auf Twitter seinen Verbaldurchfall im ganzen Internet verbreitet, trollt und beleidigt wird ein „lieber Sl4Sh0r, bitte unterlasse solche Kommentare und halte dich an die Verhaltensrichtlinien!“ vermutlich wenig nützen. Ein „Jetzt hör mal zu Kevin! wenn ich morgen in die Schingerstraße komme, dann sage ich deiner Mutter was du hier so schreibst.“ kann dagegen Wunder wirken. Klarer Fall von Macht durch Kenntnis des wahren Namens.

    Letztendlich ist Charisma auch in Schriftform wirksam. Ein strukturierter Textaufbau, Zeichensetzung, Rechtschreibung sowie eine klare und verständliche Ausdrucksweise zeugen dabei von einem hohen Wert. Was einen niedrigen Wert beschreibt, das habt ihr jetzt erfolgreich hinter euch gebracht. Herzlichen Glückwunsch.

    Ich entschuldige mich hiermit bei allen Kevins und wünsche ihnen und euch eine schöne Weihnachtszeit. Bleibt gesund und fleißig, ich warte nach wie vor auf den Marbo Podcast 🙂

  3. Hallo,

    bitte diskutiert doch mal den Einfluss des ‚Clutural Turns‘ der Geschichtswissenschaften auf die in der Beschreibung von aventurischer und abenteuerrundenbasierter Geschichtserzählung in DSA. Findet dabei die kulturelle Wende Bedeutung oder wird nach wie vor klassisch auf das sozialgeschichtliche Paradigma rekurriert?

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