Talente

Was mein Charakter kann drückt sich durch Talente aus. Welche Probleme entstehen durch Talentproben? In wie fern ist der Zufallscharakter gerechtfertigt? Wie hoch dürfen Talentwerte sein und wie geht man mit ungleichmäßigen Kompetenzen in der Gruppe um?

2 Gedanken zu „Talente

  1. Moinmoin,

    Erstmal Grundlegendes; Talente sind natürlich eine eigentlich vollkommen unsinnige Bezeichnungen für die Fertigkeiten, da Talente eigentlich synonym zu Begabung oder Veranlagung gebraucht werden, hier aber eben tatsächlich für Skills – Fertigkeiten. Klingt zwar schöner, ist aber nicht korrekt. Ist aber Nebensache.

    Dann spielen Talente für mich eine zentrale Rolle fürs Spiel – was man daran merkt, dass man den Talentbogen eigentlich am meisten gebraucht und verändert. Für mich steht als einer der ersten Punkte für meinen Charakter auf der Ordnung; was für Eigenschaften, Kenntnisse oder Fertigkeiten zeichnen ihn aus, was macht er beruflich, was tut er in der Freizeit. Alle drei Sachen prägen den Charakter, geben mir einen Creative Constraint und drücken sich in Talenten aus. Auch bieten die Talente dem Spielleiter die Möglichkeit herauszufinden, was der Spieler eigentlich will. „Der Charakterbogen ist der Liebesbrief an den Spielleiter.“

    Dann gibt es natürlich den Balancing-Aspekt bei Talenten. Jeder, der einmal in MMOs Rollenspiel gespielt hat, weiß einen guten Charakterbogen zu schätzen, weil man dort einfach Werte hat, an die man sich halten kann, mithilfe derer man feststellen kann, ob eine Aktion geschafft ist oder nicht, wie gut sie geschafft ist oder nicht und wie gut man im Vergleich zu anderen abschneidet. Insbesondere das Kämpfen ist hier entscheidend; ohne Talente gibt es keinen ausgewogenen Kampf.

    Natürlich könnte man das Ganze rein erzählerisch abhandeln, allerdings führt das zu Über- oder Untervorteilungen, wenn jemand eben dieses oder jenes Spezialgebiet besonders gut/schlecht kennt. Das erfordert Vorkenntnisse, was den Gedanken des Rollenspiels, sich in etwas oder jemand anderen hineinzuversetzen etwas ad absurdum führt, oder ausgiebige Recherche. Spieler mit weniger Zeit wären hier im Nachteil, obwohl sie dieselbe Zeit ins eigentliche Rollenspiel investieren. Talentproben wirken hier regulierend, dass ein eloquenter oder sehr weltgewandter Mensch nicht plötzlich alles kann und der Neuling nichts. Besonders bei gesellschaftlichen Talenten sticht das natürlich hervor, aber ist in anderen Bereichen natürlich ebenso präsent.

    Den Zufallscharakter hierbei finde ich zumindest recht ansprechend. Am wichtigsten; er schafft Spannung (schaffe ichs, schaffe ichs nicht?!) und bringt Überraschungen. (Und irgendwie gehört das Würfeln zum Rollenspiel dazu. 😉 ) Der Würfelwurf simuliert einfach den Zufall wie den ungünstigen Stein unterm Fuß, das plötzliche Stechen im Arm, den sich lockernden Stein in der Wand oder die unnützen Quellenbände für die Bibliotheksrecherche, die die Zeit nur unnötig verlängern. Allerdings kann es auch absurd werden, ist nun diese eine Schwimmenprobe absolut nötig fürs Vorankommen des Plots, niemand kann schwimmen und der Spielleiter muss den Charakteren doch gewähren, ans andre Ufer zu gelangen. Da braucht man im Endeffekt keinen Zufall und keine Abenteuerpunkte, weil der Spielleiter dann wohl ohnehin den Charakteren in den richtigen Momenten die Kraft gibt, alles Nötige zu tun. Hier ist Vorsicht und Fingerspitzengefühl gefragt, damit man sich als Spieler nicht verarscht fühlt.

    Auch gibt es durch die Talentproben Zufallstreffer – und Zufallsfehlschläge. Das kann nerven, wenn ein Spieler dauernd in den Schlüsselmomenten Würfelpech hat, dafür andere Charaktere, deren Kompetenzgebiet es eigentlich nicht ist, brillieren. Allerdings bieten die DSA-Regeln und vor allem die dreidimensionale Talentprobe gute Möglichkeiten, so etwas in akzeptablen Verhältnissen ablaufen zu lassen. Schwierig ist dadurch jedoch, dass man bei drei Würfeln und vier Werten schwer einschätzen kann, wie sich nun eine Erleichterung oder Erschwernis auswirkt.

    Wie hoch Talentwerte sein dürfen – keine Ahnung. Ich habe mit meinem seit zwei Jahre gespielten Charakter nichtmal die 12er Marke geknackt, glaube ich. Interessanter finde ich die Frage bei DSA, wie viel nun ein Talentwert von X wert ist. Denn während ich in Shadowrun sehr gute Tabellen haben, die den Wert einer Fertigkeit umschreiben und kategorisieren, kann man sich bei DSA finde ich nie sicher sein. Da finde ich das sehr breite Spektrum (von 1 bis 30 o. so) schon hinderlich. Weniger Stufen würden das Zuordnen zu gewissen Kenntnisständen leichter machen.

    Ungleichmäßige Kompetenzen gehören für mich zum Gruppensein. Ich möchte mich nützlich oder zumindest nicht unnütz fühlen, das kann ich am besten, wenn ich der Gruppe etwas gebe, was sie sonst nicht hätte. Es bietet schöne Spotlightmomente, bietet Interaktionsmöglichkeiten, weil so nicht alle um dieselben Herausforderungen gieren müssen oder alles im Alleingang lösen, sondern auf Hilfe und Kommunikation angewiesen sind. Auch bieten sie ein Identifikationsmerkmal neben der eigentlichen Charakteristika, etwas Offensichtliches und eine Möglichkeit mit Klischees zu spielen. Natürlich kann es genauso interessant sein, liegen die Kompetenzgebiete recht nah beieinander (Söldnertruppe, Gruppe von Höflingen etc.), selbst dann sind oder sollten zumindest noch immer unterschiedliche Ausprägungen vorhanden sein – denn wozu ist man sonst eine Gruppe? Der Sinn dahinter ist ja meistens die Arbeitsteilung.

    Ich hoffe, in der Textwand stecken ein paar Anregungen. Ich freu mich auf eure Folge. 🙂

    Gruß,
    Fuchs

    • Hallo,
      schön zusammengefasst Fuchs!
      Ich möchte noch deine letzten Punkte kommentieren.
      @Talentwert höhe
      Laut Buch (WdS) kann man einen TaW/ Kampfwert folgendermaßen einschätzen :
      TaW 7=Geselle/Räuber, 10=Altgeselle/erfahrener Weibel, 15=Meister/Veteran, 18=“Landesweit Bekannt(für Personen die mit dem Thema zu tun haben)“/Akademieausbilder,21+= „Landesweit Bekannt(auch für Personen die nichts mit dem Thema zu tun haben)“ /Heroen
      Hier ist schon ein etwas unlogischer Punkt zu nennen, denn ein Handwerker erhält durch seine Profession einen Talentwertbonus von 7. Dazu kommt eine Spezialisierung in seinem Handwerksbereich. Ein Geselle hätte dann folglich nach der Ausbildung einen TaW von 9 (in seinem Berufsfeld durch Spezialisierung).
      Aber davon mal abgesehen scheinen die Autoren diesem Muster bei der Beschreibung der offiziellen Meisterpersonen nicht konsequent zu folgen. So haben Berühmtheiten oft einen TaW/ZfW in ihrem Spezialbereich von unter 18.
      Ich für meinen Teil versuche mich an dieser Liste zu orientieren. Erlebt habe ich auch schon „Erststufler“ mit TaW 15+, was ich dann nicht ganz nachvollziehen kann (ohne glaubwürdigen Hintergrund/ höheres Alter etc.).
      Ebensowenig wie Hochstufige Charaktere die kaumnoch TaW unter 10 haben o.ä. (das ist ja ein Stück weit Fuchs letzter Punkt).

      Gruß Tom

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